Ob in der Forschung, Analytik oder Industrie: Der Reinheitsgrad einer Chemikalie bestimmt maßgeblich ihre Eignung für den vorgesehenen Zweck. Begriffe wie „technisch“, „zur Analyse (p.A.)“ oder „reinst“ sind mehr als nur Marketing – sie definieren Qualitätsstandards, die für reproduzierbare Ergebnisse und sichere Prozesse entscheidend sind.
In diesem Beitrag klären wir die wichtigsten Reinheitsgrade, ihre Bedeutung und worauf Sie bei der Auswahl achten müssen.
Warum Reinheitsgrade wichtig sind
Der Reinheitsgrad beschreibt den Anteil des gewünschten Stoffes im Vergleich zu Verunreinigungen oder Nebenbestandteilen.
• Hohe Reinheit ist entscheidend für analytische Genauigkeit (z. B. bei der Spurenanalytik).
• Geringere Reinheitsgrade sind für viele industrielle Anwendungen ausreichend und wirtschaftlicher.
• Fehlentscheidungen können zu falschen Analyseergebnissen, Produktfehlern oder Sicherheitsrisiken führen.
Die gängigen Reinheitsgrade im Überblick
Technisch (techn.)
• Reinheit: Meist zwischen 70–95 %, abhängig vom Stoff.
• Zweck: Industrielle Anwendungen, bei denen geringe Verunreinigungen tolerierbar sind (z. B. Reinigung, Prozesshilfsstoffe).
• Beispiel: Natriumhydroxid (techn.) für Abwasserbehandlung.
Chemisch rein (reinst / pure)
• Reinheit: Meist ≥ 95 %.
• Zweck: Standardlaborarbeiten, Bildungszwecke oder allgemeine Versuche ohne Anforderungen an Spurenreinheit.
• Beispiel: Ethanol (chemisch rein) für Schul- und Ausbildungslabore.
Zur Analyse (p.A. – pro analysi)
• Reinheit: Typischerweise ≥ 99 %, mit strengen Grenzwerten für Nebenbestandteile.
• Zweck: Qualitative und quantitative Analysen im Labor, bei denen Verunreinigungen Ergebnisse verfälschen könnten.
• Beispiel: Salzsäure p.A. für Titrationen.
Uvasol® / Spektroskopie-Qualität
• Reinheit: Sehr hoch, speziell auf optische Messungen abgestimmt.
• Zweck: Spektroskopische Verfahren wie UV/Vis oder IR, bei denen selbst kleinste Verunreinigungen Messungen beeinflussen.
• Beispiel: Uvasol®-Lösungsmittel für UV/Vis-Spektroskopie.
HPLC-Grade
• Reinheit: Extrem hoch, mit definierten Grenzwerten für Partikel und Fluoreszenz.
• Zweck: Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) und andere instrumentelle Analysen.
• Beispiel: Acetonitril HPLC-Grade für LC-MS-Anwendungen.
Reinst (Ultra Pure)
• Reinheit: Nahezu frei von Verunreinigungen (teilweise 99,999 %).
• Zweck: Spurenanalytik, Elektronikindustrie und Forschung auf höchstem Niveau.
• Beispiel: Reinstwasser für ICP-MS.
Vergleichstabelle der Reinheitsgrade
Bezeichnung | Reinheit | Typische Anwendung |
Technisch | 70–95 % | Industrie, Reinigung, Prozesshilfe |
Chemisch rein | ≥ 95 % | Ausbildung, einfache Labortests |
Zur Analyse (p.A.) | ≥ 99 % | Analytische Verfahren |
Uvasol® | ≥ 99 % | Spektroskopie (UV/Vis, IR) |
HPLC-Grade | ≥ 99,9 % | Chromatographie, LC-MS |
Reinst | ≥ 99,999 % | Spurenanalytik, High-End-Forschung |
Auswahlkriterien für Unternehmen und Labore
1. Anwendungszweck prüfen: Prozesschemikalien vs. analytische Reagenzien.
2. Kosten-Nutzen abwägen: Höhere Reinheit = höhere Kosten, aber bessere Resultate.
3. Normen & Regularien beachten: Z. B. ISO 17025 für Laborakkreditierungen.
4. Sicherheitsdatenblatt prüfen: Enthält Informationen zu Reinheit und Nebenbestandteilen.
5. Lieferantenauswahl: Qualitätszertifikate (z. B. CoA – Certificate of Analysis) einfordern.
Fazit
Die Wahl des richtigen Reinheitsgrades ist entscheidend für Qualität, Kosten und Sicherheit in Labor und Industrie. Während technische Qualitäten für Routineprozesse oft genügen, sind p.A., HPLC oder Reinststoffe für anspruchsvolle Analysen unverzichtbar.
FAQ
Frage | Antwort |
Was bedeutet „p.A.“ genau? | „Pro analysi“: besonders reine Chemikalien für analytische Zwecke mit definierten Grenzwerten für Verunreinigungen. |
Wann reicht technische Qualität aus? | Bei industriellen Anwendungen, bei denen keine analytische Genauigkeit erforderlich ist, z. B. in Reinigungsprozessen. |
Was ist der Unterschied zwischen HPLC-Grade und Uvasol®? | HPLC-Grade ist für chromatographische Trennungen optimiert, Uvasol® speziell für optische Messungen. |
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